Wenn deine Mutter oder Vater plötzlich zu Hause gepflegt werden müssen, kommt direkt die Frage:
Was braucht das Pflegezimmer damit nicht nur die Pflegekraft zufrieden ist sondern auch mein Vater oder Mutter sich wohl fühlen?
Wie richte ich es am besten ein und worauf soll ich achten?
Welches Zimmer ist geeignet?
Viele Antworten finden wir in den Studien der Raumgestaltung von Hospitälern und Pflegeeinrichtungen – und die wichtigsten zeige ich dir hier in diesem Artikel.
Was ist ein Pflegezimmer und brauche ich das wirklich?
Ein Pflegezimmer ist ein Raum, der für die Pflege eines angehörigen Zuhause ausgesucht worden ist. Es muss nicht nur ein praktischer Raum sein, der die richtigen Möbel hat, es darf auch gemütlich und empfangsfreundlich sein. Achtung: Es ist nicht automatisch das alte Schlafzimmer der Person - den dieses Zimmer kann für die Pflege und der mentalen Gesundheit der Person nicht geeignet sein.
In diesem Raum soll ein Mensch wieder körperlich und seelisch gesund werden und genau in diesem Raum schweben auch die größten Ängste, Unsicherheiten und Sorgen.
Ein Pflegezimmer ist kein Abstellraum einer kranken Person, sondern verdient die höchste Aufmerksamkeit im ganzen Haus!
Ob du das wirklich brauchst? Ganz bestimmt!
Wenn wir “normale” Zimmer einrichten fragen uns, welche Farbe es haben soll, wie es stylish und gemütlich aussehen kann und wie wir es am schönsten dekorieren. Werden unsere Angehörige zu einem Pflegefall, brauchen wir neue Fragen, wie zum Beispiel:
Wie mobil ist die Person jetzt und wird sich dabei etwas im nächsten Jahr verändern?
Wie schwer ist die Person und wie viele Leute brauchen wir, um ihr zu helfen?
Passt ein Pflegebett in dieses Zimmer?
Kommt genug Tageslicht durchs Fenster?
Kommt ein Rollator und / oder Rollstuhl gut durch?
Fakt ist, wenn der Raum seinen Zweck erfüllt und für die Person gezielt eingerichtet ist, werden alle beteiligten weniger Stress haben. Studien in Hospitälern zeigen: Ein guter Raum kann sogar Schmerzen lindern und die Genesung beschleunigen.
Mit der richtigen Raumgestaltung empfinden Menschen weniger Schmerzen, fühlen sich weniger gestresst und werden schneller wieder gesund.
Was man bei einem Pflegezimmer beachten sollte
Außer dem üblichen wie, die richtigen Möbel, gibt es noch ein paar wichtige Punkte, die jeder beachten sollte:
Die Meinung und Wünsche der Person: nicht einfach Entscheidungen über die über den Kopf der angehörigen treffen. Lieber das Gespräch öfter suchen um Entdecken zu können, was sie glücklich machen würde.
Wie selbstständig die betroffene Person bleiben soll: Die Raumgestaltung bestimmt auch mit, wie sehr die Person sich selbst helfen kann. Oft denken wir, dass wir dem Menschen ein Gefallen tun, indem alles in Reichweite ist – vergessen aber, dass Bewegung und mentale Überwindung wichtige Faktoren für ein gesundes Altern sind.
Dass der Raum gemütlich und persönlich ist: Gemütlichkeit und die Persönliche Note sorgen dafür, dass die Person sich sicher fühlt. Dieses Gefühl ist sehr wichtig für schwache Menschen die sowieso im Unterbewusstsein schon denken: ich kann mich nicht wehren.
Welcher Raum eignet sich am besten fürs Pflegen zuhause?
Wer die Wahl hat, sollte auf jeden Fall ein Zimmer im Erdgeschoss aussuchen, was auch nah an den Familienräumen liegt wie Wohnzimmer, Esszimmer und Küche. Das hilft gegen die Einsamkeit und lässt die Person etwas mehr am Leben der Familie teilhaben.
Wie nah, muss aber auch gut durchdacht und mit der Person besprochen werden. Auf Dauer kann nämlich zum Beispiel der Lärm in der Küche die erkrankte Person stören. Andersrum kann zum Beispiel der laute Fernseher im Pflegezimmer ein Problem für den Rest der Familie werden.
Lage-Check-Liste:
o Ebenerdig / Erdgeschoss oder gut mit dem Aufzug erreichbar
o Hat genug Tageslicht. Fenster am besten Richtung Süden oder Westen und am liebsten mit Blick ins Grüne
o Hat genug Platz. Idealerweise ist der Raum nicht kleiner als 15 Quadratmetern.
o Hat breite Türen, damit ein Rollstuhl durch passt. 90 Zentimeter sind perfekt.
o Hat leichten Zugang zur Toilette, ein Badezimmer und Küche
o Ist nah an anderen Familienräumen
o Die Temperatur im Raum kann gut reguliert werden – auch im Sommer!
Pflegezimmer einrichten: 5 Dinge, die nicht fehlen dürfen
1) Die richtige Beleuchtung
Ich kann mich noch ganz gut an meinen blinden Opa erinnern, den wir bei uns zu Hause bis zu seinem letzten Atemzug gepflegt haben. Obwohl er blind war, war Tageslicht auch wichtig, denn er bemerkte den Unterschied zwischen hell und dunkel und konnte das Licht regelrecht über seine Haut spüren. Sein Zimmer war schlicht, aber schön und liebevoll eingerichtet. Er konnte es nicht sehen, spürte es aber mit all seinen Sinnen!
Genügend Tageslicht
Eine helle Deckenlampe
Eine stabile oder an der Wand befestigte Nachttischlampe
Eine warm-weiße Beleuchtung auf beiden Seiten des Badezimmerspiegels
Speziell für Demenz-kranke und Personen mit Depression, kann eine Lampe die den Sonnenverlauf simuliert, nützlich sein
2) Die richtige Wandfarbe
Worüber die wenigsten sich Gedanken machen, ist die Farbwahl der Wände und Fensterrahmen. Die Farben schlagen nicht nur aufs Gemüt, können den Menschen krank aussehen lassen und sogar Schmerzen verstärken. Wusstest du, dass ein dunkler Fensterrahmen an einer hellen Wand zu Kopf- und Augenschmerzen führen kann? Ja, der Kontrast ist zu gross und kann auf Dauer stören. Ich habe Kundinnen, die öfters mit Kopfschmerzen zu tun haben und ich finde bei ihnen zu Hause fast immer die trendigen schwarzen Fensterrahmen und weisse Wände.
Für ältere Menschen eignen sich eher kräftigere Töne für die Wand, weil sie die Pastellfarben nicht mehr so gut sehen können. Die besten Farben sind Grün, Rot und Erdtöne. Wähle aber bitte nur eine Akzentfarben und suche dezentere Tönung aus, damit es nicht wie im Kindergarten aussieht.
3) Die richtigen Möbel und ihre Positionierung im Raum
Die richtigen Möbel sind diese, die deinen Pflegebedürftigen helfen, aufzustehen, einen andere Position mit weniger Kraft einzunehmen und sie vor Unfällen schützt. Wichtig ist auch die richtige Positionierung dieser Möbel im Raum. Diese Möbel sind notwendig und das solltest du beim Einrichten beachten:
Pflegebett: nicht mit dem Kopf zur Tür. Die Person muss sehen können, wer in den Raum kommt, ohne sich zu erschrecken. Das Bett am liebsten so stellen, dass der Mensch die Tür sehen kann und einen schönen Blick aus dem Fenster.
Sessel (mit Aufsteh-Hilfe): Der beste Ort ist direkt ans Fenster damit viel Tageslicht getankt werden kann und der Kontakt zur Aussenwelt noch bestehen bleiben kann.
Kleiner Tisch mit Stühlen: Mindestens für 2 Personen. So können Kinder und Enkelkinder sich für ein Kaffee oder eine Runde Kartenspielen dazu setzen. Er kann an eine Wand platziert werden oder auch in die Nähe des Fensters
Kleiderschrank: Für Menschen die es schwieriger mit dem Gedächtnis haben, lohnt sich ein offener Schrank damit sie direkt erkennen können, wo was ist - und noch lange selbstständig bleiben.
Nachttisch: Einer der groß genug ist. Denke daran, dass dort Zeitschriften, Bücher, Wasser, Medikamente, Telefon, Windeln, Tücher, Snacks, Kugelschreiber und eine Lampe rumstehen werden. Am liebsten hat dieses Möbelstück Rädchen.
4) Wohlfühl-Akzente
Schöne Gardinen die gute Schienen haben und leicht auf und zu gehen
Stehlampe für ein gemütliches Licht am Abend
Kuschelige Tagesdecke für den Sessel oder das Bett
Eine große Uhr (ja, sich orientieren zu können ist wichtig für das Sicherheitsgefühl und dieses erlaubt einen sich richtig wohl zu fühlen)
5) Persönliche Gegenstände
Große Bilder: mit dem Alter nimmt die Sehkraft ab und kleine Bilder werden nur schwer erkennbar sein. Lieber eine großes Leinwand Familienbild oder verschiedene größere Bilder an der Wand
Lieblings Gegenstände oder Kunstwerke, die gut vom Bett oder Sessel aus zu sehen sind
Lieblingsbücher: und eine Lupe dazu!
Diese Fehler solltest du vermeiden, wenn du ein Pflegezimmer einrichtest
Rutschiger Boden: Wegen Inkontinenz braucht ein Pflegezimmer auch einen pflegeleichten Boden. Hier eignen sich Laminat oder Fliesen – diese sollten aber bitte nicht rutschig sein!
Falsche Beleuchtung im Bad und am Spiegel: Das Licht darf nicht zu kalt wirken und sollte nicht nur von der Decke kommen. Schaut sich die Person in den Spiegel und sieht eine blasse Haut und Schatten unter den Augen, fühlt sie sich automatisch kranker.
Zu komplizierte Technik: Die Fernbedienung, die Telefontasten und die Lichtschalter müssen groß und leicht zu bedienen sein.
Falsche Wandfarbe: Zu kontrastreiche Farben in einem Pflegezimmer zu kombinieren kann zu Kopfschmerzen und Reizbarkeit führen. Lieber harmonierende Farben nehmen, die etwas abgetönt sind.
Zu dunkle Möbel. Studien haben gezeigt, dass kranke Menschen lieber hellere Farben bevorzugen
Teppiche auf dem Boden: Die betroffene Person kann mit dem Fuß oder der Gehhilfen an Teppichecken hängen bleiben und stürzen.
Das Bett mit dem Kopf zur Tür. Die Person soll sehen können, wer in das Zimmer kommt, ohne sich zu erschrecken.
Du bist dir nicht sicher, ob das Pflegezimmer gut ist? Ich schaue mir gerne dein Raum online oder persönlich an.
Katia Steilemann ist Raumexpertin, Mental Coach und Präventologin. Sie zeigt, wie wir mehr aus unserem Zuhause machen – damit wir dort Kraft für unseren Alltag tanken können. Ihre Tipps sind bekannt im RTL, WDR, SAT1.
Durch Veränderung der Räume, gesünder leben!
Comments