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Luftreinigende Pflanze: nur Marketingtrick?

Gerne wird mit „luftreinigende Pflanze“ geworben. Ist das nur ein perfekter Marketingtrick? Was sie wirklich können und worauf du bei deinen Zimmerpflanzen achten kannst, verrate ich dir hier.




Luftreinigende Zimmerpflanzen: Woher kommt der Mythos?


Dass Pflanzen in der Natur und in großer Menge unsere Luft reinigen können, das ist klar. Dass sie das auch alleine, in kleinen Vasen in unseren Räumen können, ist sehr umstritten und höchstwahrscheinlich ein Mythos.


Dieser Glaube, dass sie das können, hat sich nach einer Studie der Nasa in den 80er Jahren, im Kopf der Menschen zementiert. Damals wurde geforscht, inwiefern Pflanzen die Raumluft in abgeschlossenen Raumschiffen, säubern könnten. Seitdem haben weitere Studien bestätigt, dass Pflanzen das können, doch andere Studien haben diese Fähigkeit infrage gestellt. Hauptsächlich weil man sehr große Mengen und unterschiedliche Pflanzenspezies in einen Raum, mit hochwertiger Erde und Boden stellen müsste, um vergleichbar gute Resultate zu bekommen, wie bei der Anwendung von Raumluftreinigungsmaschinen. Dazu kommt, dass Wohnungen keine abgeschlossene Räume sind, sondern in einem ständigen Luftaustausch mit der Außenwelt sind.


Um zum Beispiel schädliche VOCs in der Raumluft zu reduzieren (Gase, die aus Materialien verdampfen oder verdunsten können), wären circa 100 Pflanzen pro Quadratmeter nötig. In einem Schlafzimmer mit14 Quadratmetern, bräuchtest du 1.400 Pflanzen!


Pflanzenmärkte haben das Marketingpotential direkt erkannt und genutzt, um den Verkauf der Zimmerpflanzen zu steigern. Mini Natur mit Superpower für unsere Lunge!


Es gibt Studien, die erfolgreich gezeigt haben, dass bestimmte Pflanzen, wie der Farn (Osmunda Japonica) das Formaldehyde aus der Luft filtern kann. Was sie aber auch gezeigt habe ist, dass dies nur klappen kann, wenn die Wurzeln gesund sind, der Boden bestimmte Bakterien enthält und gut durchlüftet ist. Schau dir mal deine Zimmerpflanze an… Wie gesund ist die Erde? Wie viel Platz haben die Wurzeln? Wie viel Staub liegt auf den Blättern?


Die Natur da draußen funktioniert so wunderbar, weil sie ein komplexes Ökosystem ist. Zu glauben, dass wir das mit einer Zimmerpflanze in unseren vier Wänden nachahmen können, ist naiv. An dem Thema muss noch ordentlich weitergeforscht werden.



Zimmerpflanzen - das können sie wirklich


Nur weil sie nicht diese luftreinigende Superpower haben, heißt es noch längst nicht, dass sie nur schön fürs Auge sind. Was Zimmerpflanzen wirklich können, ist: Sauerstoff liefern und positiv auf unsere Psyche und Immunsystem wirken.


Stress reduzieren: Pflanzenpflegen und Gartenarbeit zeigen einen positiven Effekt bei der Reduktion von Stress. Gute Resultate gibt es auch bei dem psychologischen Techno-Stress (die Unfähigkeit auf einer gesunden Art und Weise, mit neuen Computertechnologien umzugehen). Das parasympathische Nervensystem wird aktiviert (was für Entspannung sorgt), der Blutdruck sinkt und Menschen, die in den Studien teilgenommen haben, haben ihre Gefühle mit folgenden Worten beschrieben: beruhigt, komfortabel und natürlich.


Immunsystem beeinflussen: Der Blick ins Grüne kann unser Immunsystem beeinflussen. Hauptsächlich, weil es so positiv auf unsere Nerven wirken kann. Forscher Roger Ulrich aus der A&M Universität in Texas hat auch festgestellt, dass Patienten, die von ihren Krankenbetten in die Natur schauen, schneller gesund werden und weniger Schmerzmedikamente brauchen.


Konzentration fördern: Zimmerpflanzen können uns mit der Konzentration helfen. Bei einem Experiment wurde festgestellt, dass Menschen, die eine Pflanze im Raum hatten, während sie gelernt haben, bessere Noten bekommen haben, als diese, die keine Pflanze hatten. Weitere Studien, um das deutlicher zu belegen, sind noch gebraucht.


Gute Gründe um Pflanzen in unseren Räumen zu lieben.



Worauf du achten solltest, wenn du eine Zimmerpflanze hast


Bei Indoorpflanzen muss man sehr gut auf die Erde achten. Ist sie alt und ungesund, kann sie Insekten und sogar Schimmelsporen im Raum verbreiten. Es gibt keine Beweise, dass Raumpflanzen wegen ihren Pollen, Asthma oder Allergien verschlimmern können, weil sie meistens kaum Pollen produzieren. Doch zu feuchte, schimmelige Erde und Pilze können Atemwegserkrankungen verschlimmern, hauptsächlich bei Kindern.


Überprüfe deine Pflanze:

  • Sieht sie saftig grün, stark und gesund?

  • Ist die Erde schimmelfrei?

  • Sind die Wurzeln gesund und haben sie genug Platz im Topf?


Idealerweise wird die Pflanze mindestens einmal im Jahr umgetopft, neue Erde hinzugefügt und in der richtigen Jahreszeit gedüngt.



Welche Art und Form von Pflanzen haben eine positive Wirkung auf uns?


Eine Studie mit 520 Menschen hat gezeigt, dass die meisten positiv auf Pflanzen reagieren, die üppig, mit abgerundeten und grünen Blättern sind – wie die Efeutute. Die Teilnehmer stuften die Form als wichtigstes Merkmal ein, das die Attraktivität einer Pflanze beeinflusst, aber es gab keine klare Präferenz für eine einzige Form.


Bei der Form einer Pflanze achte ich immer darauf, wie sie auf mich wirkt. Wirkt sie eher aggressiv, mit spitzen, harten Blättern und Stiele oder wirkt sie angenehm und positiv? Wächst sie nach oben oder nach unten? Braucht sie viel Platz und breitet sich aus oder ist sie eher schmal?


Die Form und das Wachstum einer Pflanze zeigt auch, wie die Energie fließt. Ein Bambus zum Beispiel wächst schnell in die Höhe. Das ist eine sehr aktive und belebende Energie. Pflanzen, die so wachsen, haben einen positiven Effekt auf Menschen, die emotional eher gedrückt sind, etwas depressive Stimmung haben oder traurig sind. Eine Kanonierblume wächst nach unten. Ihre Blätter und Triebe fallen und somit erden sie uns auch. Wer emotional sehr aufgekratzt ist, kann mit solchen Pflanzen sich wohlfühlen, entspannen und herunterkommen. Bei Pflanzen mit spitzen Blättern oder Stacheln, haben wir das Bedürfnis uns vor etwas oder jemanden zu schützen und finden deshalb die Pflanze so schön. Wir identifizieren uns mit der Form und Botschaft, die jede Pflanze sendet.


Ich schaue auch gerne auf die Symbolik und Botschaft, die bestimmte Pflanzen mit sich bringen. Diese kommen von jahrhundertelangen Erzählungen und Glauben unterschiedlichster Völker. Einige wurden uns sogar von der eigenen Oma weitergegeben.




10 Zimmerpflanzen für jedes Zuhause


Fürs zu Hause kann man alle Indoor-Pflanzen berücksichtigen, aber bitte immer prüfen, ob sie giftig für Menschen und Tiere sind. Das kann auch besonders wichtig sein, wenn du kleine Kinder hast.


Diese Pflanzen sind ungiftig für Mensch und Haustier und haben eine schöne Symbolik:

  1. Glückskastanie (Pachira)

  2. Korbmarante (Calathea)

  3. Goldfruchtpalme (Chrysalidocarpus)

  4. Chinesischer Geldbaum/ Ufopflanze (Pilea)

  5. Schwertfarn (Nephrolepis)

  6. Zierananas (Ananas)

  7. Zyperngras (Cyperus)

  8. Dickblatt/ Elefantenbaum (Crassula)

  9. Grünlilie (Chlorophytum)

  10. Zwergpfeffer (Peperomia Ranaverde)





Fazit: Zimmerpflanzen können deine Raumluft nicht reinigen, sind aber trotzdem extrem wichtig für deine mentale Gesundheit. Achte aber bitte auf ihre Erde und Wurzeln, sonst könnten sie dir auf Dauer schaden.



Quellen:






Die Autorin: Katia Steilemann ist Raumexpertin, Mental-Coach und Präventologin. Sie zeigt, wie wir mehr aus unserem Zuhause machen – damit wir dort Kraft für unseren Alltag tanken können. Ihre Tipps sind bekannt im RTL, WDR, SAT1.




Fotocredits: Katia Steilemann; Canva, Bloombox, Gärtner Pötschke, Plantiqueria

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